Bauernschänke – der zum Szene-Restaurant aufpolierte Quartiertreff
Nichts für schwache Gaumen: Die Bauernschänke im Zürcher Kreis 1 lässt aus regionalen Zutaten und währschaftem Fundament international interpretierte Kunstwerke entstehen. Zum Staunen und teilen. Unter Freunden und auf Social Media.
Was der Bauer nicht kennt, frisst er inzwischen. Denn das, was bei Sternekoch und Zeitgeist-Gastronom Nenad Mlinarevic in der Bauernschänke im Zürcher Niederdorf auf den Tisch kommt, ist im Grunde bodenständig. Könnte aus Omas Rezeptbuch gekramt worden und aus dem heimischen Garten gepflückt sein. Die Karte diktiert Wetter und Marktangebot auf Helvetia- und Bürkliplatz. Was dabei herauskommt, wenn Traditionsreiches wie Schweinebauchgröstl durch die kulinarische Zauberkugel von Creative Director Mlinarevic wandert, dürfte selbst heikle Elternteile zuerst erstaunen, dann aber durchaus begeistern. Selbst mit anpacken dürfen, sollen und müssen sie mit ihren sturen Köpfen sogar! Wenn das zarte, marinierte Pulled Pork mit Schälchen voll Kopfsalatblättern, gepickelten Gurken, eingelgten Karotten, Thai-Vinigraitte und Chili Crunch gereicht wird. Das Schweinbauchgröstl wird so zur rustikalen Bento-Box, eine asiatisch inspirierte Interpretation, deren Zutaten sich die Gäste selbst zu kleinen Wraps drehen.
Das Währschafte, tief verwurzelt in der Schweizer Seele…
… bleibt in der Bauernschänke auch optisch erhalten. Das über 100 Jahre alte Lokal, eingebettet in die pittoreske Altstadt Zürichs, winkt mit einem blütenweissen Wirtschaftsschild an die Tische am kühlen Gemäuer und in seinen hölzernen Bauch mit knarzenden Böden. Man speist unter originalen Wandbildern, moderne Lampen baumeln über den hungrigen Mäulern. Da ist er wieder, der Blick über den Tellerrand. Der Twist, wie man so schön sagt.
Aussergewöhnliches Essen verdient aussergewöhnliche Getränke in der Bauernschänke
So machen die kreativen Ansätze der Bauernschänke auf der Basis einheimischer Produkte einen Umweg über den östlichen Mittelmeerraum bis hin zu Bangkoks Garküchen. Unbedingt ganz harmlos mit dem Sauerteigbrot vom Eigenbrötler mit Tunke einsteigen und einen Halt beim bereits erwähnten Schweinebauchgröstl machen. Vermutlich ist es längst stadtbekannt bei allen noch Fleisch essenden Ästheten. Als nächster Stopp liegen geröstete Artikschockenherzen wie gemalte Punkte auf hübschen Tellern, abgerundet durch knall-orange Forellenrogen, die an Schnittlauch-Samtsauce sanft im Mund platzen. Geräucherte Aubergine thront auf cremigem Stracciatella, Pistazie als Pesto rundet das Ganze ab. Sommerlich neu und auf ganzer Linie fresh: gebeizte Makrele an Trüffel-Dashi mit Rettich. Die Komposition zählt. Sowohl geschmacklich als auch als insta-ready Oeuvre auf dem Teller.
Und wer sich nun zurecht fragt, was denn nun ausgeschenkt wird in der Bauernschenke, dem/der sei gesagt: 250 Weine von innovativen Winzern lässt das informierte Personal aus schönen Flaschen fliessen. Dazu gesellt sich Bier aus lokalen Brauereien. Gegen die flirrende Sommerhitze helfen hausgemachte Limonaden, Kombuchas und Shrubs, essiggesäuerte Fruchtsirupe. Ob das der Bauer kennt, ist fraglich. Schmecken wird es ihm.